Untreue Anwalt Strafrecht, § 266 StGB

Wann liegt Untreue im strafrechtlichen Sinne vor?

Die Untreue ist in § 266 StGB geregelt.

Das deutsche Strafrecht nennt zwei verschiedene Varianten der Untreue:

Missbrauch

Beim Missbrauchstatbestand schädigt der Täter das Vermögen eines Dritten durch die rechtswidrige Ausübung seiner Verfügungs- oder Vertretungsmacht, indem er, obwohl er im Rahmen seines rechtlichen Könnens (z.B. durch eine Vollmacht) handelt, jedoch das rechtliche Dürfen im Innenverhältnis überschreitet. Beispiele für derartige Vertretungen aus der Praxis sind unter anderem der Prokurist und der Insolvenzverwalter (gemäß § 80 InsO).

Treuebruch

Die Begehungsform des Treubruchtatbestands liegt vor, wenn die Vermögensschädigung durch den Bruch eines Treueverhältnisses erfolgt. Gemeint ist damit zumeist eine Vermögensbetreuungspflicht. Ein sehr praxisrelevanter Fall der Vermögensbetreuungspflicht ist zum Beispiel das Betreuen einer Kasse (etwa im Supermarkt oder einem anderen Geschäft). Der Bundesgerichtshof (BGH) nimmt eine Vermögensbetreuungspflicht dann an, wenn der Kassierer selbstständig Wechselgeld herausgibt und Quittungen erteilt. Dies dürfte bei der überwiegenden Anzahl der Tätigkeiten als Kassierer erfüllt sein, sodass hier bei Entwenden von Geld aus der Kasse eine Strafbarkeit wegen Untreue in Betracht kommt.

§ 266 StGB - Untreue

(1) Wer die ihm durch Gesetz, behördlichen Auftrag oder Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, mißbraucht oder die ihm kraft Gesetzes, behördlichen Auftrags, Rechtsgeschäfts oder eines Treueverhältnisses obliegende Pflicht, fremde Vermögensinteressen wahrzunehmen, verletzt und dadurch dem, dessen Vermögensinteressen er zu betreuen hat, Nachteil zufügt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) § 243 Abs. 2 und die §§ 247, 248a und 263 Abs. 3 gelten entsprechend.

Welche Strafe droht bei einer Untreue?

Die Untreue hat einen Strafrahmen von der Verhängung einer Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen liegt die Mindestfreiheitsstrafe bei sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Der Gesetzeswortlaut der Untreue verweist dabei auf den Tatbestand des § 263 Abs. 3 (Betrug).  Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter

  • gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Urkundenfälschung oder Betrug verbunden hat,
  • einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeiführt oder in der Absicht handelt, durch die fortgesetzte Begehung von Betrug eine große Zahl von Menschen in die Gefahr des Verlustes von Vermögenswerten zu bringen,
  • eine andere Person in wirtschaftliche Not bringt,
  • seine Befugnisse oder seine Stellung als Amtsträger oder Europäischer Amtsträger mißbraucht oder
  • einen Versicherungsfall vortäuscht, nachdem er oder ein anderer zu diesem Zweck eine Sache von bedeutendem Wert in Brand gesetzt oder durch eine Brandlegung ganz oder teilweise zerstört oder ein Schiff zum Sinken oder Stranden gebracht hat.

Sie haben eine Vorladung der Polizei, Anklageschrift der Staatsanwaltschaft oder einen Strafbefehl wegen Untreue erhalten?

In jedem Fall sollten Sie sich anwaltlich beraten lassen, denn bei einer Untreue drohen empfindliche Strafen. Wir zeigen Ihre Verteidigung an, sagen den Vernehmungstermin bei der Polizei für Sie ab und bereiten gezielt eine Stellungnahme nach erfolgter Akteneinsicht gegenüber der zuständigen Staatsanwaltschaft vor? 

Insbesondere im Anfangsstadium eines Ermittlungsverfahrens sollte bereits ein Strafverteidiger hinzugezogen werden, um einen möglichst günstigen Ausgang des Verfahrens zu erwirken. Nehmen Sie noch heute unverbindlich Kontakt mit uns auf!

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