Wie lange ist „lebenslänglich“ in Deutschland?

Über die lebenslange Freiheitsstrafe in Deutschland existieren viele verschiedene Ansichten. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass die Dauer der lebenslangen Freiheitsstrafe 15 oder 25 Jahre beträgt.

Dies ist so jedoch nicht ganz richtig. „Lebenslang“ bedeutet in Deutschland auch grundsätzlich eine lebenslang zeitlich unbefristete Freiheitsstrafe. Im Gesetz wird die Dauer der Freiheitsstrafen in § 38 StGB geregelt:

§ 38 Strafgesetzbuch (StGB): Dauer der Freiheitsstrafe

(1) Die Freiheitsstrafe ist zeitig, wenn das Gesetz nicht lebenslange Freiheitsstrafe androht.

(2) Das Höchstmaß der zeitigen Freiheitsstrafe ist fünfzehn Jahre, ihr Mindestmaß ein Monat.

Möglichkeit der Entlassung

Das Bundesverfassungsgericht entschied jedoch, dass eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit der Freilassung verfassungswidrig ist. Das Gesetz sieht daher vor, dass ein Verurteilter regelmäßig nach 15 Jahren zu entlassen ist, wenn dies unter Berücksichtigung des Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit verantwortet werden kann. Es besteht mithin bei Verhängung einer lebenslangen Freiheitsstrafe erstmalig nach 15 Jahren die Möglichkeit, auf Bewährung entlassen zu werden. Die Bewährungszeit beträgt in diesem Fall 5 Jahre.

Voraussetzungen der Entlassung

Um erfolgreich nach 15 Jahren entlassen werden zu können, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Unter anderem muss das Gericht davon ausgehen, dass von dem Täter keine Gefahr mehr ausgeht. Schwierig gestalten sich Fälle, in denen der Täter auch nach rechtskräftiger Verurteilung seine Unschuld beteuert. Das Gericht geht hier häufig davon aus, dass der Täter nicht bereit ist, sich mit seinen Taten auseinanderzusetzen und wertet dies negativ im Hinblick auf die möglicherweise bestehende Gefahr für die Bevölkerung. Darüber hinaus steht einer vorzeitigen Entlassung nach 15 Jahren entgegen, wenn bei dem Täter die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde.

Besondere Schwere der Schuld

Die besondere Schwere der Schuld kann insbesondere bei Tötungsdelikten wie Mord festgestellt werden. Das Gericht trifft diese Feststellung dann im Urteil, wenn täter- und/oder tatbezogene Merkmale den Anlass dazu geben, dass sich gerade diese Tat nochmal negativ von vergleichbaren Taten in dem Deliktsbereich abhebt. Eine Haftentlassung nach 15 Jahren ist dann nicht möglich. Dennoch haben auch diese Täter zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit, auf Bewährung entlassen zu werden.

Durchschnittliche Dauer lebenslange Freiheitsstrafe in Deutschland

In Deutschland wird fast ausschließlich für den Tatbestand „Mord“ die lebenslange Freiheitsstrafe verhängt. Kriminologische Statistiken zeigen, dass Straftäter, die in Deutschland zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt werden, im Schnitt etwa 19 Jahre in Haft verbleiben. In einzelnen Fällen sitzen verurteilte Täter jedoch auch deutlich länger im Gefängnis.

Der in Deutschland am längsten inhaftierte Straftäter ist Hans-Georg Neumann. Er wurde im Jahr 1963 wegen Doppelmordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt und erst im Jahr 2021 auf Bewährung entlassen. Damit verbüßte Neumann 59 Jahre seiner lebenslangen Freiheitsstrafe im Gefängnis. Gutachter hatten ihm trotz regelmäßiger Prüfung der Voraussetzungen zur Entlassung stets eine negative Sozialprognose bescheinigt, sodass von der Gefahr erneuter Straftaten ausgegangen wurde. Bei seiner Entlassung war Neumann bereits 84 Jahre alt.

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